Geplant hatten wir diesmal eine andere Geburt, als bei unserem 1. Kind. Wir hatten doch ein sehr traumatisches Geburtserlebnis in Erinnerung und wollten es diesmal ganz anders angehen. Wir haben von unserem Vorhaben einer Hausgeburt kaum jemanden erzählt. Die Familien hätten uns bestimmt für verrückt erklärt und wir waren uns sicher, dass dies der richtige Weg ist, deshalb wollten wir keine Ängste von anderen wecken, die uns in unserem Vorhaben verunsichern konnten. Mit Ines hatten wir eine kompetente, erfahrene Hausgeburtshebamme gefunden. Für den Fall, dass wir ins Krankenhaus mussten, hab ich mich bei den Brüdern angemeldet, wo ich vorher gearbeitet habe. Eine liebe Kollegin und Freundin wollte mich dort begleiten, falls es notwendig wäre. Wir besuchten im August gemeinsam einen HypnoBirthingKurs bei Martina Arzt-Hofer – was uns als Paar sehr gut getan hat. Wir fühlten uns gut vorbereitet. Beim 1. Kind hatten wir keinen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Wir waren, jetzt in nachhineingesehen doch sehr unvorbereitet. Ich hörte oft die RegenbogenentspannungsCD und auch die Affirmationen und mein Mann übte sehr fleißig in den letzten Wochen vor der Geburt mit mir die verschiedenen Übungen. Auch die Dammmassage machte er. Überall hingen die Bilder für die Visualisierung. Wir freuten uns auf diese Geburt. Die Geburt startete dann bereits 2 Tage vor der eigentlichen Geburt. Um Mitternacht öffnete sich die Fruchtblase. Es kamen zwar ein paar Wellen, aber die verflüchtigten sich rasch wieder und so schliefen wir weiter. Meinen Mann informierte ich natürlich und wir konnten es nicht glauben, dass es schon soweit sei. Mein Körper reagiert nach dem Eröffnen der Fruchtblase mit einem Zittern. Vermutlich hat es mich im Unterbewussten doch etwas geschockt, dass es schon losgehen soll. Wir informierten Ines morgens. Ich versuchte mich weiter auszuruhen und zu entspannen. Ines kam dann gegen Mittag. Bis dahin hatten sich noch keine Wellen eingestellt. Nachdem wir den Tag über damit verbracht haben, alternative Methoden auszuprobieren um Wellen herbeizuführen (Entspannungsmusik, Affirmationen, Akupunktur, Ohrakupressur, wehenanregende Bauch- & Fußreflexzonenmassage, Einlauf, Ballonfahrt, Spazieren gehen), gingen wir ohne Wellen ins Bett. Meine Tochter trank noch an der Brust und es kamen zwar dadurch ein paar Wellen, aber die verflüchtigten sich so schnell, wie sie auch gekommen waren. Mein Mann gab sich sehr viel Mühe und verwandelte unser Wohnzimmer in eine beruhigende Oase sehr dezent mit Kerzen und entspannender Musik. Am nächsten Tag hatten wir eine Kontrolle im Krankenhaus, wo wir etwas unehrlich das Eröffnen der Fruchtblase um einen Tag nach hinten verschoben haben. Wir ließen einen Ultraschall machen, der voll in Ordnung war – dem Baby ging es gut und auch die Blutwerte zeigten keine Zeichen, dass es unserem Baby schlecht ging. Der Muttermund war bereits sehr weich, allerdings erst 1-2 cm eröffnet und auch vom Gebärmutterhals waren noch ca. 2 cm erhalten. Da alles noch eher unreif schien beschlossen wir, noch eine Nacht zu warten. Wir wollten unser Vorhaben noch nicht so schnell aufgeben. Wir mussten einen Revers unterschreiben und gingen nach Hause. Einen Termin für den nächsten Tag hatten wir vereinbart. Zu Hause angekommen, folgten weitere Versuche Wellen herbeizuführen: viel Ruhe, wellenanregende Bauch- & Fußmassage, Brust-&Klitorisstimulation, Heublumendampfbad, Heiße 7 (Schüsslersalze Nr. 2, 5, 7 mit heißen Wasser), Muttermundmassage durch Ines mittels Nachtkerzenöl, und eine Seelenreinigungsreise. Diese ganzen Methoden hatten den Erfolg, dass ich ab 21.00 Uhr bis 01.30 Uhr Wellen hatte. Sogar schon im Abstand von 5 Minuten. Spürbar im Beckengürtel (Kreuzbeinbereich und Symphysenbereich) – nach einer eigenen Untersuchung des Muttermundes um 01.00 Uhr – wo der Muttermund 2 cm eröffnet war, also kein großer Fortschritt, ging ich in die Badewanne und die Wellen sind sofort eingeschlafen. Mein Mann und ich natürlich auch. In diesen 2 Tagen, mehr oder weniger ohne Wellen, hab ich mir gelegentlich die Affirmationen und die Regenbogenentspannung bzw. die Hintergrundmusik angehört. Ich war schon hin und wieder am verzweifeln, dass es nicht endlich los geht. Aber ich wusste, mein Körper ist bereit und wenn das Baby bereit sein würde, dann wird es eine schöne, schnelle Geburt. Ich musste mich einfach in Geduld üben. Vermutlich sollte ich mal alle alternativen Methoden an mir ausprobieren. Nach der Untersuchung am 28.11.12 war für mich auch klar, dass ich nichts beeinflussen konnte und ich es so nehmen musste, wie es kommt. Ich hatte bis jetzt mein Möglichstes getan. Mit dieser Einstellung bin ich dann auch eingeschlafen. Etwas übermüdet und erschöpft machten wir uns am 29.11.2012 dann auf den Weg ins Krankenhaus. Unser Zwerg brauchte einfach noch den richtigen Schuppser und man bedenke es war ja doch noch 3 Wochen vor dem Termin. Im Krankenhaus angekommen, betreute mich eine liebe Kollegin, die sich auch nochmal den Muttermund anschaute und sagte, dass alles sehr geburtsbereit sei und ich die Einleitungstablette einnehmen soll. Diese nahm ich um 10.00 Uhr ein. Ich und mein Mann konnten uns noch gut ausrasten und hatten ein eigenes Zimmer für uns. Die Hebamme kam immer wieder zur CTG Kontrolle. Mittags aß ich noch und war auch gut erholt. Ich hatte mir die Regenbogenentspannung und die Affirmationen angehört und war völlig entspannt. Die Wellen kamen nun auch schön langsam wieder, so wie in der Nacht. Mein Mann machte die Berührungsmassage, was sehr gut tat, aber in der Welle wollte ich keine Berührung. Auch setzte er während einer Welle den Anker. Nach dem Mittagessen um ca. 12.30 Uhr ging es dann wirklich los. In regelmäßigen Abständen kamen nun die Wellen. Ich konnte die Wellen gut in aufrechter Position veratmen. Leider ließ sich die Langsame Atmung schwer anwenden. Ich wendete eigentlich immer nur die Ruheatmung an. Bei den Wellen konnte ich den Bauch einfach nicht aufblasen. Ich war allerdings sehr ruhig dabei und konnte mit den Wellen mitgehen. Die Hebamme brachte mir Wärmekissen für den Rücken und auch einen Gymnastikball der für kurze Zeit sehr angenehm war. Um 13.30 Uhr wechselten wir dann, auf Drängen meines Mannes, ins Kreißzimmer. Ich wollte eigentlich noch nicht ins Kreißzimmer, denn ich fühlte mich in Zimmer sehr wohl. Die Wellen waren nun schon sehr intensiv. Ich konnte gut damit umgehen, wenn ich mich bei meinem Mann festhielt. Die Hebamme untersuchte mich auch gleich, da ich bereits ein starkes Druckgefühl hatte. Der Muttermund war zu diesem Zeitpunkt allerdings erst 3-4 cm eröffnet, der Kopf drückte jedoch sehr tief nach unten. Eine Welle nach der anderen kam. An eine J-Atmung war da gar nicht mehr zu denken. Und irgendwie war da schon der Zeitpunkt, wo ich mir dachte, ich kann bald nicht mehr – was ja ein gutes Zeichen war. Ich befand mich nun auf dem Bett im Vierfüssler. Die Hebamme ließ dann noch das Wasser in die Badewanne laufen, ich wollte unbedingt in die Badewanne, die mir in der Nacht auch schon so gut getan hatte. Das ging sich auch noch aus. In der Badewanne fühlte ich mich wohl. Meine Freundin und Hebammenkollegin, mit der ich vereinbart hatte, dass sie zur Entbindung kommt, ist dann auch noch rechtzeitig um 14.00 Uhr eingetroffen (sie hatte am Vortag Nachtdienst). Nun wurde ich von meinem Mann und zwei lieben Hebammen begleitet. Im Hintergrund lief die Comfort Zone CD, die mir so vertraut war. Die Geburt verlief nun sehr schnell. Ich spürte diese Kraft, die nach unten drückte, eine Welle nach der anderen, kaum eine Pause. Meine Freundin sagte zu mir, ich soll doch schon mal spüren, ob der Kopf schon da wäre und ich tat es, und wirklich der Kopf war schon deutlich zu spüren. Ich richtete mich in der Badewanne auf und das war wirklich nochmal ein Kräfteschub. Ich spürte auch, wie der Kopf in der Welle nach unten schob und nach der Welle wieder zurückrutschte. Ich hatte nun die Hände ständig beim Köpfchen und es kam mehr und mehr aus mir heraus und plötzlich war unser Kind geboren, ganz schnell und leicht hatte ich unser Kind selber in Empfang genommen. Was für ein Gefühl. Da die Geburt so schnell voranging, ist leider auch wieder eine Geburtsverletzung passiert. Allerdings nicht in dem Ausmaß, wie damals, bei der ersten Geburt. Nach der Geburt fühlte ich mich allerdings sehr erschöpft. Die Tage zuvor waren doch etwas anstrengend für mich. Mein Kreislauf war etwas instabil und ich bekam eine Infusion. Außerdem spürte ich mein Becken deutlich. Ich würde es als einen rießen Muskelkater bezeichnen. Aber kein Wunder, wenn mein Sohn wie ein D-Zug durch die Beckenräume rast und auf einmal so rasch geboren werden will. Ich bekam nach der Versorgung der Naht ein Noreia Entspannungszäpfchen und die beginnenden Nachwellen, sowie der Beckenmuskelkater verschwanden. Mein Mann kuschelte ausgiebig mit unserem Sohn, während meine Geburtsverletzungen versorgt wurden und anschließend wurde er gewogen und gemessen. Dann kam er zu mir und saugte sofort los an der Brust. Man hörte ihn deutlich schlucken und wir kuschelten ausgiebig. Zum Schluss kann ich sagen, dass mir die Vorbereitung mit HypnoBirthing sehr gut getan hat. Ich sehe die Geburt als etwas ganz Normales und Natürliches an. Es war auch gut, nach dem „schrecklichen“ ersten Geburtserlebnis, gut unterstützt durch diese Methoden und auch durch den engen Kontakt mit meinem Mann in die zweite Geburt zu gehen. Wir sind auch nicht traurig, dass die Hausgeburt, die wir uns gewünscht haben, nichts geworden ist. Im Leben hat alles seinen Sinn. Und deshalb glauben wir, dass wir nochmals eine Geburt im Krankenhaus erleben mussten um zu sehen, dass es auch anders laufen kann. Wir sind sehr dankbar für diese Geburt und freuen uns über unser gesundes Kind.